Die Apostolische Konstituitionen (Constitutiones Apostolorum) sind eine Sammlung von theologischen Schriften aus dem späten vierten Jahrhundert. Angeblich sind sie das Werk der den zwölf Apostel, überliefert durch Clemens von Rom.
Durch dieses Werk können wir heute einen Einblick in die frühe Kirche des dritten und vierten Jahrhunderts gewinnen, da die Werke, so weit sie verbreitet und bekannt wurden, anerkannt waren und umgesetzt wurden.
Sie spielten auch im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965, einberufen von Papst Johannes XXIII) im Rahmen der Liturgiereform eine wichtige Rolle.
Hier ein kleiner, eher bekömmlicher, Ausschnitte aus dem ersten Buch der Sammlung „Von den Laien“:
Erstes Buch: Von den Laien
Die Apostel und die Priester an Alle, welche aus den Heiden an den Herrn Jesum Christum glauben: Gnade euch und Friede vom allmächtigen Gott durch unsern Herrn Jesum Christum, die Fülle in seiner Erkenntniß!
Die katholische Kirche ist Pflanzung Gottes, sein auserwählter Weinberg. Ihr Alle, welche ihr an die irrthumslose Religion Gottes glaubet, durch Glauben die Früchte seines ewigen Reiches genießet, die ihr seine Kraft und die Theilnahme am hl. Geist empfangen habet, ausgerüstet durch Jesum Christum und von seiner Furcht innerlich durchdrungen, theilhaft der Besprengung mit dem kostbaren und unschuldigen Blute Christi, die ihr vertrauensvoll dem allmächtigen Gott den Namen Vater gebet, als Miterwählte und Miterben seines liebenswürdigen Sohnes, höret die Lehre, welche mit seinen glorreichen Worten übereinstimmt, die ihr nach der Anordnung des Heilands an seiner Verheissung fest haltet. Habet Acht, Kinder Gottes, daß ihr Alles in Gehorsam gegen Gott thuet, und seid in Allem Christo unserm Gott angenehm. Denn wenn Jemand der Ungerechtigkeit folgt und das thut, was dem Willen Gottes entgegengesetzt ist, so wird er von Gott einem Volke gleich geachtet werden, das ohne Gesetz und Sitte ist.
[…]
2. Man soll weder schmähen noch Rache üben.
[…]Ähnlich ist auch im Evangelium geschrieben: „Segnet Diejenigen, welche euch Böses wünschen.“ Ist euch Unrecht geschehen, so thut nicht wieder Unrecht, sondern duldet es, dieweilen die Schrift sagt: „Sag’ nicht: Ich will das Böse vergelten; wart’ auf den Herrn, der wird dir helfen.“ 14 Und wiederum spricht der Herr im Evangelium: „Liebet eure Feinde, thut Gutes denen, die euch hassen, und betet für Die, so euch verfolgen und verläumden, damit ihr Kinder seid eueres Vaters, der im Himmel ist, welcher seine Sonne aufgehen läßt über die Guten und Bösen und regnen über die Gerechten und Ungerechten.“ Beobachtet also, Geliebteste, diese Gebote, damit ihr in deren Erfüllung als Kinder des Lichtes erfunden werdet. Deßwegen ertraget euch wechselseitig als Knechte und Kinder Gottes. Der Mann sei gegen sein Weib nicht stolz, nicht anmaßend, sondern gütig und liebenswürdig; er suche nur seinem Weibe zu gefallen, und ihr ehrbar zu schmeicheln, bestrebt, ihr angenehm zu sein.
[…]
4. Man soll nicht mit Vergnügen den Fehlern Anderer nachspüren, sondern sich seinen eigenen Geschäften widmen.
Du sollst nicht herumflankiren und lustwandeln und zwecklos in den Straßen herumschweifen, ein unzeitgemäßer Beobachter übel Lebender, sondern richte deine Aufmerksamkeit auf deine Kunst und dein Geschäft und bestrebe dich, das zu thun, was Gott angenehm ist. Erinnere dich an die Aussprüche Christi und betrachte sie fleissig. Denn dir sagt die Schrift: „In seinem Gesetze sollst du betrachten Tag und Nacht, du magst auf dem Acker gehen und zu Hause sitzen, wenn du dich niederlegst, und wenn du aufstehst, damit du in Allem weise seiest.“ Selbst wenn du reich bist und deine Kunst, welche dich nährt, nicht nöthig hast, sollst du nicht herumschweifen und ohne Zweck hin und her gehen, sondern du magst entweder zu den Gläubigen gehen oder zu Gleichgesinnten, und im Verkehr mit ihnen streue heilsame Lehren aus.
5. Welche Bücher der hl. Schrift man lesen soll. Wenn du dein Haus nicht verlassen willst, so setze dich daselbst nieder und lies das Gesetz, die Bücher der Könige, die Propheten, singe die Psalmen Davids und durchforsche fleissig die Erfüllung davon, nämlich das Evangelium.
(aus Apostolische Konstitutionen und Kanones. (4. Jhd.), Bibliothek der Kirchenväter, bkv267)