In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor!
Römer 12,10
Zum Thema Bruderliebe schreibt Clemens von Alexandria:
1. Wenn aber der wirkliche Mensch in uns der Geistesmensch ist, so ist Bruderliebe die Menschenliebe gegen diejenigen, die des gleichen Geistes teilhaftig sind. Das Liebhaben ist wiederum das Bewahren des Wohlwollens oder der herzlichen Gewogenheit; herzliche Gewogenheit ist aber ein völliges Wohlgefallen; und das Lieben ist ein Gefallenfinden am ganzen Wesen, wodurch man sich zum anderen hinführen und von ihm anziehen läßt.
Clemens von Alexandria, Clemens von Alexandrien: Stromateis – Teppiche, 215n. Chr., S.181–182 – 9. Kapitel, Abschnitt 42
[…]
3. Und „unsere Liebe“, so sagt der Apostel, „soll ungeheuchelt sein, und wir selbst wollen das Böse verabscheuen, indem wir am Guten festhalten und an der Bruderliebe“ (Röm 12,9f) und das folgende bis „wenn es möglich ist, so viel an euch liegt, mit allen Menschen Frieden haltend.“ (Röm 12,18) Später sagt er: „Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde durch das Gute das Böse!“ (Röm 12,21)
Die Bruderliebe ist zunächst einmal also die Liebe zwischen gläubigen Menschen – nicht etwa zwischen zwei männlichen Gläubigen.
Und dazu soll die Liebe ungeheuchelt, also ehrlich sein. Denn Heuchelei ist Böse, es ist Lügen.
Aber die Ausführungen gehen darüber hinaus: Nicht nur die Liebe/Bruderliebe zu (anderen) gläubigen Menschen ist Gut, nein, ganz allgemein ist es gut, mit anderen Menschen in Frieden zu leben.
Gemeinsam überwinden wir so das Böse, denn das Gute überwindet das Böse.
Bild: Thiago Barletta