Doch in diesem Buch habe ich nicht vor, irgendjemanden von meinem eigenen Standpunkt zu überzeugen. Seit ich Christ geworden bin, war ich stets der Meinung, dass der beste und vielleicht einzige Dienst, den ich meinen nichtgläubigen Mitmenschen erweisen kann, darin besteht, den Glauben, der fast allen Christen zu allen Zeiten gemeinsam war, zu erklären und zu verteidigen. Für diese Auffassung hatte ich mehr als einen Grund. Erstens geht es in den Fragen, in denen sich Christen voneinander unterscheiden, häufig um Feinheiten der Theologie oder gar der Kirchengeschichte, die den echten Fachleuten vorbehalten bleiben sollten. Ich hätte in solchen Gewässern den Boden unter den Füßen verloren und eher selbst der Hilfe bedurft, als dass ich anderen hätte weiterhelfen können.
Und zweitens müssen wir uns, glaube ich, eingestehen, dass die Diskussion dieser strittigen Punkte überhaupt nicht geeignet ist, einen Außenstehenden in den Schoß der christlichen Gemeinde zu bringen. Solange wir über diese Dinge schreiben und reden, werden wir andere eher davon abschrecken, sich überhaupt auf irgendeine christliche Gemeinschaft einzulassen, als dass wir sie in die unsere hineinziehen. Von dem. was uns trennt, sollte nur in Gegenwart derer die Rede sein, die bereits zu der Oberzeugung gekommen sind, dass es einen Gott gibt und dass Jesus Christus sein einziger Sohn ist.
C. S. Lewis im Vorwort von „Pardon, ich bin Christ“
Im Grunde hat er vor gut 70(!!) Jahren schon erkannt, was heute dank social media Realität geworden ist. Die harte und zuweilen auch herzlose Diskussion um Klein-Klein führt nicht dazu, dass sich Menschen für den Glauben interessieren, sie führt dazu, dass die Menschen sich abwenden. Vielleicht hat er es nicht nur erkannt, vielleicht war es zu seiner Zeit auch schon so gewesen. Dann wäre das alles kein neues Phänomen – nur ein konzentrierterer und, so sagen es uns die Sozialwissenschaftler in zig Untersuchungen, noch rücksichtsloser und unmenschlicher ausgefochtenes „Diskurs“.
Und das passiert nicht nur innerhalb der social medias. Das passiert auch im großen Stil in der Gesellschaft, so meine ich. Denn das, von dem wir glauben, es würde nur innerhalb unserer Wahrnehmungsblase geschehen, hat schon längst die „normale Welt“ erreicht. Nur wird es dort – noch – auf leicht andere Weise gespielt.