Wie oft habe ich in meinem pastoralen Dienst gehört: „Vater, ich habe viele Sünden“, und wie oft habe ich immer geantwortet: „Hab keine Angst, geh zu ihm; er wartet auf dich, er wird sich um alles kümmern.“
Papst Franziskus, Ein Jahr mit Papst Franziskus: Daily Reflections from His Writings, hg. von Alberto Rossa (New York; Mahwah, NJ; Toronto, ON: Paulist Press; Novalis, 2013), 212
Dazu aus „Andachten“ von Adolf Schlatter, 1925:
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist.
(Psalm 32,1)
Schuld, die nicht vergeben ist, ist Pein und fressendes Gift. Alles wird durch sie zerstört. Ich kann nicht glauben, wenn die unvergebene Schuld auf mir liegt. Ich kann nicht beten; denn sie steht zwischen mir und Gott. Ich kann nicht lieben; denn die Schuld sperrt mich in mich selbst hinein und zwingt mich zur Betrachtung meiner eigenen Not. Ich kann nicht arbeiten; wie sollte ich fähig sein, etwas Gutes zu wirken, während ich Sünder bin? Das ganze Leben stockt. Alles wird welk, kalt und zerdrückt unter der Last der unvergebenen Schuld. Darum sage ich mit dem Psalmisten: Wohl dem Menschen, dem die Sünde vergeben ist. Das ist die Hilfe, die alles erneuert, was in mir ist. Wie vergibt mir Gott? Er allein vergibt; ich kann nicht selber mir vergeben und kein Mensch hat dazu die Macht. Allein ich muss nicht fragen und kann nicht zweifeln, wo wir Menschen allzumal die Vergebung finden. Dazu ist Jesus gekommen und dazu ist Er gestorben und dazu auferstanden, damit ich dasjenige Wort Gottes empfange, das zu mir spricht: deine Sünden sind dir vergeben. Er hat alles getan, damit ich dieses Wort glauben kann. Darum stellte Er sich unter Gottes Gericht und trug sein Kreuz, darum vollendete Er seine Gemeinschaft mit uns bis in den Tod, darum gab Er uns auch sein letztes, sein Blut, damit ich weiß: Mein Sündigen hat ihn nicht von mir getrennt. Darum macht er auch seine Gnade in unserem Inneren mächtig und gibt es mir, dass ich an Ihn denke und Ihn nicht vergesse, an Ihn glaube und mich zu Ihm halte und Sein Werk; dann habe ich Lust und Recht, mit dem Psalmisten zu sagen: Wohl dem, dem die Sünde vergeben ist.
An Dir allein, heiliger Gott, habe ich gesündigt. Darum bist Du allein der, Der mir verzeiht, und Du hast uns dadurch vergeben, dass Du Deinen Sohn zu uns gesandt und uns zu Ihm berufen hast. Amen.