Mund von fremden Frauen?

Eine tiefe Grube ist der Mund von fremden Frauen; wem der HERR zürnt, der fällt hinein.

Spr 22,14

In vielen modernen/evangelikalen Kommentaren wird hier so erklärt, dass es sich auf das potentiell unkeusche Verhalten von jungen Männern bezieht, die durch die Küsse einer Frau verführt werden können.

Oder es wird gesagt, hier ginge es um Huren, die die Männerwelt verdrehen…Zwei Beispiele:

Das soll alle jungen Menschen vor sexueller Unmoral warnen. Wenn sie an das Wohlergehen ihrer Seele denken, sollen sie sich vor dem Mund fremder Frauen hüten, vor den Küssen ihrer Lippen, ihrem verführerischen Charme. Fürchten Sie sich vor ihnen, haben Sie nichts mit ihnen zu schaffen.

Matthew Henry, 17. Jahrhundert

Und

Die verführerischen Worte einer Hure verbergen eine Falle, aus der es kaum ein Entkommen gibt.

William MacDonald, 20. Jahrhundert

Habe ungefähr nen halbes Dutzend Kommentare der letzten paar hundert Jahre (bin bis etwa 300 Jahre zurückgegangen) durchgesehen, der Ton geht fast immer in dieselbe Richtung, mal saftiger, mal weniger saftig.

Aber hier mal eine, wie so oft, überraschend moderne Auslegung eines Kirchenvaters, Ambrosius:

Der Mund desjenigen, der schlecht redet, ist eine große Grube, ein steiler Abgrund für den Unschuldigen, aber noch steiler für den Böswilligen. Ein Unschuldiger, der leichtgläubig ist, fällt schnell, aber wenn er gefallen ist, steht er wieder auf. Der Verleumder wird durch seine eigenen Taten kopfüber in den Abgrund geschleudert, aus dem er nie wieder auftauchen oder entkommen wird.

Ambrosius von Mailand (339-397), 4. Jahrhundert

Ist es nicht interessant, dass hier das Geschlecht gar keine Rolle spielt? In gewisser Weise hat Ambrosius aufgeklärter ausgelegt, als viele der Ausleger der letzten Jahrhunderte…

„Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“

Markus 9,24 – „Sogleich schrie der Vater des Kindes und sagte: Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“

Das heißt nicht: „Hilf mir, meinen Unglauben in Glauben zu verwandeln“, sondern: „Hilf mir aus meiner Not, trotz des Unglaubens, den du in mir findest.“ Er behauptet zunächst, dass er glaubt, auch wenn seine Sprache das Gegenteil vermuten lässt. Und doch lässt er es nicht dabei bewenden, sondern bittet Jesus, ihm in jedem Fall Barmherzigkeit zu erweisen. Er beruft sich auf das Erbarmen Jesu und nicht auf seinen eigenen Glauben und zeigt damit unbewusst einen echten Glauben.

Ezra Palmer Gould, A critical and exegetical commentary on the Gospel according to St. Mark, International Critical Commentary (New York: C. Scribner’s Sons, 1922), 169-170.

BETEN, UM ZU GLAUBEN, GLAUBEN, UM ZU BETEN. AUGUSTINE: Wo der Glaube versagt, vergeht das Gebet. Denn wer betet für das, woran er nicht glaubt?… Damit wir also beten können, lasst uns glauben, und lasst uns beten, dass derselbe Glaube, mit dem wir beten, nicht wanken möge.

GNADE ZUR UNTERSTÜTZUNG DES GLAUBENS. JOHN CASSIAN: Als er sah, dass sein Glaube von den Wellen des Unglaubens auf die Felsen getrieben wurde, die einen furchtbaren Schiffbruch verursachen würden, bat er den Herrn um Hilfe für seinen Glauben und sagte: „Herr, hilf mir in meinem Unglauben. “ So gründlich erkannten die Apostel und die, die im Evangelium leben, dass alles, was gut ist, durch die Hilfe des Herrn zur Vollendung gebracht wird, und bildeten sich nicht ein, dass sie ihren Glauben aus eigener Kraft oder freiem Willen unversehrt bewahren könnten, dass sie darum beteten, dass er ihnen vom Herrn geholfen und gewährt würde.

SELBST DIE UNGLÄUBIGEN ERKENNEN DEN WERT DES GLAUBENS AN. CAESARIUS VON ARLES: Die Tugend des Glaubens ist so groß, dass selbst diejenigen, die sich weigern, ihn zu bewahren, ihn noch zu loben wagen. Wahrlich, der Glaube wird zu Recht gepriesen, denn ohne ihn wird kein gutes Werk begonnen oder vollendet.

Thomas C. Oden und Christopher A. Hall, Hrsg., Mark (Revised), Ancient Christian Commentary on Scripture (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 1998), 117-118.

Bild: Milada Vigerova

Übersetzungen

Vergleich dreier Übersetzung (und was man im Hinterkopf haben sollte…) am Beispiel Psalm 75,2:

Wir preisen dich, Gott, wir preisen ⟨dich⟩. Und nahe ist dein Name ⟨denen, die⟩ deine Wunder erzählen.

Elberfelder Bibel, 2016

Wir danken dir, o Gott – ja, dir allein gilt unser Dank! Denn du bist uns nahe! Von deinen Wundern erzählen wir.

Hoffnung für Alle, 2015

Die recht wörtliche Übersetzung (Elberfelder) sagt, dass denen Gott nahe ist, die von seinen Wundern (von ihm) erzählen. In der HfA aber ist Gott einfach nahe – und wir erzählen (unabhängig davon) von seinen Wundern.

Das mag jetzt nach Haarspalterei klingen, aber das sind zwei (völlig) verschiedene Paar Schuhe! Bei der einen Übersetzung ist eine aktive Handlung nötig, um Gott Nahe zu sein (nämlich das von ihm erzählen) und bei der anderen nicht.

Nehmen wir noch eine dritte dazu:

Wir danken dir, Gott, wir danken dir und verkündigen deine Wunder, dass dein Name so nahe ist.

Martin Luther, Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017

Das ist noch mal etwas anderes. Hier berichten wir von dem Wunder, dass Gottes Name uns nahe ist. Sprachlich aber sowieso gewöhnungsbedürftig, Wunder im Plural und dann kommt nur Singular (dein Name).

Also – wir haben hier drei verschiedene Übersetzung, die jeweils auch drei verschiedene Aussagen machen:

  1. Gottes Name ist denen nah, die seine Wunder erzählen.
  2. Gott ist uns nah. Und wir berichten von seinen Wundern.
  3. Wir verkündigen, dass das/ein Wunder ist, dass Gottes Name uns nah ist.

Nicht so ganz ernst nehmen bitte, es ist tatsächlich etwas kleinlich. Aber ich finde schon, dass man das mal im Hinterkopf behalten sollte.

Ach ja, eine vierte noch – und zwar eine, die dem Vernehmen nach so wortwörtlich übersetzt, wie es möglich ist:

Wir danken dir, Gott, wir danken. Nah ist dein Name ihnen, die deine Wunder erzählen.

Martin Buber und Franz Rosenzweig, Die Schrift

Das entspricht in der Aussage der Übersetzung der Elberfelder (1).

Liebe zwischen Gott und Gläubigem

„Mein Gelieber ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.“ [Anm. des Posters: Boah <3]

*räusper*

Ja, das ist aus der Bibel… Hohelied 2,16 🙂

Und für mich (persönlich, das muss nicht jede(r) so sehen natürlich) ist das durchaus eine Parabel(?) für das Verhältnis von Gott und Gläubigem. Weil die Beziehung zwischen Gott und den Gläubigen durchaus wie eine Liebesbeziehung ist. Wir werden geliebt – und wir lieben zurück. Wir gehen in liebevolle Beziehung zueinander.

Bild: Mayur Gala

Gott muss wachsen?

Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.

Johannes 3,30

In der konkreten Situation meint Johannes damit, dass er zurücktreten muss, wenn der Messias auftritt. Johannes ist der “Ankündiger”, er selbst ist nicht der Messias.

Aber der Vers kann auch konkret für Christen Allgemein verstanden werden – und wurde er auch seit je her, bspw. durch Augustinus:

„Er muss zunehmen, aber ich muss abnehmen.“ Was ist das? Er muss gepriesen werden, aber ich muss gedemütigt werden. Wie soll Jesus sich vermehren? Wie soll Gott sich vermehren? Das Perfekte wächst nicht. Gott nimmt weder zu noch ab. Denn wenn er wächst, ist er nicht perfekt; wenn er abnimmt, ist er nicht Gott. Und wie kann Jesus sich vermehren, wenn er Gott ist? … Das ist ein großes Rätsel! Bevor der Herr Jesus kam, haben sich die Menschen selbst verherrlicht; er kam als Mensch, um die menschliche Herrlichkeit zu mindern und die Herrlichkeit Gottes zu mehren…. Denn das sagt der Apostel, das sagt die heilige Schrift: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn „

Werden Sie in sich selbst Ruhm ernten? Sie werden wachsen; aber Sie werden in Ihrem Übel noch schlimmer werden. Denn wer schlechter wird, wird zu Recht weniger. Lasst also Gott, der immer vollkommen ist, in euch wachsen und wachsen. Denn je mehr Sie Gott verstehen und begreifen, desto mehr scheint er in Ihnen zu wachsen; aber in sich selbst wächst er nicht, da er immer vollkommen ist…. Untersuchen Sie die Natur der Menschheit: Wenn ein Mensch geboren wird und wächst, lernt er die Sitten der Menschen kennen. Was kennt er anderes als die Erde und die Dinge der Erde? Er spricht die Dinge der Menschen, kennt die Dinge der Menschen und kümmert sich um die Dinge der Menschen. Fleischlich, er urteilt fleischlich, mutmaßt fleischlich. Alles dreht sich um Menschlichkeit! Lass die Gnade Gottes kommen und seine Dunkelheit erleuchten, wie es heißt: „Du wirst meine Kerze entzünden, o Herr; mein Gott, erleuchte meine Finsternis“; lasst sie den Geist der Menschheit nehmen und ihn ihrem eigenen Licht zuwenden. Sofort beginnt [Johannes] zu sagen, wie der Apostel sagt: „Doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist “ , und „Jetzt lebe ich; und doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir“, das heißt: „Er muss zunehmen, aber ich muss abnehmen“.

Joel C. Elowsky, Hrsg., Johannes 1-10, Ancient Christian Commentary on Scripture (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 2006), 136

Umgang mit Verschwörungstheorien

Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor! 13 Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei eure Furcht und euer Schrecken! 14 So wird er [euch] zum Heiligtum werden; 

Jesaja 8,12-14a

Man kann auch heute noch beobachten, wie die Furcht einen für wohlbekannte ethische und religiöse Verpflichtungen blind machen kann. Eine zwanghafte Beschäftigung auch mit legitimen Ängsten kann dazu führen, dass man Gottes Forderungen in jedem Bereich des Lebens – in der Politik, der Wirtschaft, der Religion oder in alltäglichen Beziehungen – aus den Augen verliert. Jesajas Lösung für diese Bedrohung besteht darin, Gott als denjenigen zu heiligen, den man vor allem anderen achtet und fürchtet. Wenn Gott das ultimative Objekt der eigenen Angst/Furcht ist, kann man in Politik und Wirtschaft ehrlich, in der Religion treu und in Alltagssituationen rücksichtsvoll und liebevoll bleiben, auch wenn diese Situationen mit echten Gefahren verbunden sind.

In der Tat sagt Jesaja, dass Gott in solchen Situationen unser Heiligtum werden wird (8,14a). Viele Kommentatoren berichtigen/relativieren das Wort Heiligtum in diesem Vers, weil es so scharf mit dem kollidiert, was im Rest des Verses über Gott gesagt wird, aber es gibt keine überzeugenden textlichen Beweis für eine solche Änderung, und man kann davon ausgehen, dass die harte Gegenüberstellung genau so beabsichtigt ist. Uralte Tempel waren Orte des Asyls oder der Sicherheit, so dass die Bezugnahme auf Gott als Heiligtum gleichbedeutend damit ist, ihn als Zufluchtsort zu bezeichnen.

J. J. M. Roberts, First Isaiah: A Commentary, hg. von Peter Machinist, Hermeneia (Minneapolis, MN: Fortress Press, 2015), 137, Übersetzung von mir

Hier geht es nicht um Furcht im Sinne einer hemmenden Angst. Wenn das so wäre, würde hier nicht von gesprochen werden, dass die Furcht vor Gott das ist, was wir statt irgendwelcher Verschwörungstheorien betrachten sollen. Denn das wäre bei einer “Angst” ja ein Stillstand – starr vor Angst? Das soll ein Ausweg sein? Nein – bestimmt nicht. Gemeint ist hier, wie an vielen Stellen, “Anerkennen der Autorität Gottes”.

Aber es geht auch noch weiter. Dadurch, dass Gott zu unserem Heiligtum wird, wird Gott im Grunde deutlich erkennbar, er bietet sich als gut sichtbaren und wahrnehmbaren Ausweg an. Wir sollen nicht vor lauter Angst und verschwörungstheoretischer Verwicklung stillhalten und nicht mehr wahrnehmen, was richtig und anständig ist – durch den Fokus auf Gott/das Heiligtum haben wir wieder die Freiheit gewonnen, die Situation im Hier und Jetzt so wahrzunehmen, wie sie wirklich ist und können (und sollen) entsprechend handeln.

Ich übersetze mir das mit “Hand reicht einem die Hand”. In schwierigen, sehr belastenden und unübersichtlichen Situationen müssen wir im Grunde nur zugreifen. Unser Blick auf Ihn richtet uns wieder aus, die Unterordnung unter ihn nimmt uns die Angst im Hier und Jetzt – denn sich ihm unterzuordnen, ihn zu fürchten ist das, was schlussendlich alles andere dominiert.

Bild: Olesya Yemets

Einsicht & Weisheit

Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des Heiligen ist Einsicht.

Sprüche 9,10

Das kann man auch mit “das Wissen um den Heiligen ist Einsicht” übersetzen.

Weisheit beginnt damit, Gott ernst zu nehmen/zu respektieren/sich Gott zu unterwerfen. Das (persönliche) Wissen um Gott führt hingegen zur Einsicht (kann man sagen “zum Glauben”?).

Also anders gesagt: Weise ist es, wenn man sich Gott unterwirft – aber zum Glauben/zur Einsicht kommt man durch Wissen um (von/über) Gott. Wenn man es genau umgekehrt formulieren würde, wird es einfacher bzw. entspräche es mehr dem, wie wir uns das Wachsen im Leben vorstellen: Zum Glauben kommt man durch Wissen, aber erst die Unterwerfung unter Gott führt zu Weisheit.

Was meint ihr, ist das eine valide Auslegung?

Bild: Charl Folscher

Helft einander

Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf dich selbst, daß du nicht auch versucht wirst[prüfe dich hinsichtlich deiner eigenen Sünden und Fehler, Herder]!

Galater 6,1

Das Zurückbringen eines Bruder/einer Schwester, der/die sich „verlaufen“ hat, ist Sache der ganzen Gemeinde/Gemeinschaft – aber jeder muss sein eigenes Gewissen prüfen, damit man nicht selbst fehl geht.

Es ist ganz natürlich und sogar geistlich, Kummer und Lasten zu emp­finden, wenn man einen bekennenden Nachfolger Christi in den Wegen der Welt wandeln sieht. Unser erster Impuls mag uns dazu bringen, sofort auf ihn zuzugehen und ihm deutlich zu machen, wie empört wir sind  aber diese Methode ist nur selten erfolgreich. Der Eifer in unserem Herzen braucht nicht vom Heiligen Geist zu kommen, und wenn das nicht der Fall ist, können wir mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften.

Satan hat einen echten Sieg errungen, wenn er es schafft, dass wir in ungeistlicher Weise auf Sünden und Versagen der Brüder reagieren. Wir können weder Sünden mit Sünden bekämpfen noch Sünder zu Gott zurückbringen, indem wir sie in fleischlichem Zorn anschnauzen – »denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.«

Oft haben Handlungen, die wir in religiöser Irritation begingen, weiter reichende Folgen, als wir uns vorstellen können. Mose gestattete sich, über Israel zu zürnen, und in einem unbedachten Augenblick schlug er den Felsen. Mit demselben Streich verschloss er sich lebenslang die Tür zum verheißenen Land.

Es ist keine leichte Aufgabe, heute so vor Gott zu stehen, wie wir es sollten, und trotzdem einen freundlichen Geist gegenüber denen zu bewahren, die wir zu ermahnen gesandt sind – aber unmöglich ist es nicht! Hierbei ist uns Christus – wie überall – das vollkommene Vorbild, und Er kann das Unmögliche vollbringen, wenn wir uns Ihm ergeben und Ihm gehorchen. Er wird uns dann gewiss zeigen, wie wir mit Sanftmut Widerstand leisten und mit Barmherzigkeit ermahnen können, und die Kraft des Heiligen Geistes wird uns befähigen, Seinem gesegneten Beispiel zu folgen!

Tozer, A.W. – Verändert in sein Bild, tägliche Andachten, CLV

Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen!

Galater 6,2

Wenn ein Bruder/eine Schwester fehl geht, dann soll die ganze Gemeinde die Lasten dieser Fehllleitung mittragen. Der Vers 2 ist immer im Zusammenhang mit 1 zu lesen, der er im altgriechischen asyndetisch (das heißt: ohne Bindeglied, sinngemäß „denn traget einander die Lasten…“) angeschlossen ist. Die Aussage bezieht sich also explizit auf die Fehler des irre gegangenen Bruders/der irre gegangenen Schwester.

Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst.

(Galater 6,3)

Jemand, der denkt, „besser“ zu sein, als der, der fehlgegangen ist, erliegt einer Selbsttäuschung (siehe dazu auch das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, Lk 18,9-14).

Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er für sich selbst den Ruhm haben und nicht für einen anderen; denn jeder einzelne wird seine eigene Bürde zu tragen haben.

Galater 6,4-5

Bild: Margarida Alfonso

Nichts mehr ernst nehmen können

Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung.

(Epheser 5,3-4)

„Nur wenige Dinge sind im Leben der Christen so nützlich wie ein sanfter Sinn für Humor, und wenige Dinge wirken sich tödlicher aus als ein Humor, der außer Kontrolle geraten ist.
Viele verlieren den Wettlauf des Lebens durch Frivolität. Paulus geht es darum, uns zu warnen. Er sagt schlicht, dass Christen sich nicht durch Witzeerzählen und dummes Gerede auszeichnen sollten, sondern durch Dankbarkeit. Es ist bemerkenswert, dass der Apostel Leichtfertigkeit mit Unreinheit, Lüsternheit und Götzendienst in eine Reihe stellt.
Nun ist offensichtlich das Gefallenhaben an Humor nichts Böses an sich. Als Gott den Menschen schuf, baute Er ihm den Sinn für Humor mit ein, und jeder normale Mensch besitzt diese Gabe, wenigstens in gewissem Grade. Die Quelle des Humors ist die Fähigkeit, etwas Un­­gereimtes als solches zu erkennen.
Humor ist eine Sache – aber Frivolität ist etwas ganz anderes. Dass man einen Geist kultiviert, der nichts mehr ernst nehmen kann, ist einer der großen Flüche, die auf unserer Gesellschaft liegen, und in den Gemeinden hat er vielen geistlichen Segen verhindert, der sonst auf sie gekommen wäre. Wir alle kennen solche Leute, die nicht ernsthaft werden wollen. Alles ist für sie ein Grund zum Lachen und für eine ulkige Bemerkung. Das ist schon in der Welt schlimm genug, aber unter Christen ist es völlig inakzeptabel.
Ich erkenne in Trübsinn keinen Wert, und keinen Schaden, wenn fröhlich gelacht wird. Mir geht es um die tiefe Ernsthaftigkeit, die uns in das Lebensgefühl des Sohnes des Menschen und der Propheten und Apostel versetzt, damit wir dadurch auch an der moralischen Glückseligkeit teilhaben, die ein Bestandteil des geistlichen Lebens ist.“
(Tozer, A.W. – Verändert in sein Bild, tägliche Andachten, CLV, 2000)

Bild: Dan Cook

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