Feind -> Freund

Hat dein Feind Hunger, so speise ihn mit Brot;
hat er Durst, so gib ihm Wasser zu trinken!
Denn damit sammelst du feurige Kohlen auf sein Haupt,
und der HERR wird es dir vergelten.

(Sprüche 25,21-22)

Wir können uns einen Feind zu unserem Freund machen, indem wir freundlich zu ihm sind – so wie man Metall in einem Schmelztiegel schmilzt, indem er feurige Kohle aufhäuft.

Gottes Wort ist mächtig und wirksam

Denn gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, bis er die Erde getränkt und befruchtet und zum Grünen gebracht hat und dem Sämann Samen gegeben hat und Brot dem, der ißt — genauso soll auch mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe!

(Jes 55,10-11)

Nichts kann Gottes Wort aufhalten – genau so wenig wie der Regen oder Schnee aufgehalten werden kann. Es wird die Menschen erreichen und dort seine Wirkung entfalten. Und zwar bei den Menschen, die Gottes Wort nutzen.

Die Metapher ist wichtig: Gott schickt Regen, der unweigerlich auf den Boden fällt; dann wird er vom Boden aufgenommen und nährt die Vegetation. Der Mensch wiederum erntet die Vegetation und wandelt sie in Nahrung um. In ähnlicher Weise wird Gottes Wort mit Sicherheit eine Reihe von Wirkungen haben, von denen die wichtigsten indirekter Natur sind und menschliches Eingreifen erfordern.
(Adele Berlin, Marc Zvi Brettler, und Michael Fishbane, Hrsg., The Jewish Study Bible (New York: Oxford University Press, 2004), 895)

Bild: Jeremy Bishop

Gegenwart Gottes

„Gott ist an allen Orten, auch in der geringsten Kreatur, als in einem Baumblatt und in einem Gräslein; und ist doch nirgends. Nirgends, versteh, greiflich und beschlossen; an allen Orten aber ist er, denn er schaffet, wirket und erhält alle Dinge.“

Martin Luther, zitiert in „Er ist unser Leben“, Martin Haug (Verlag von J.F.Steinkopf in Stuttgart, 1941)

weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben.
(Römer 1,19-20)

Bild: redcharlie – Nature’s Valley

Respekt vor Älteren und einander

Vor Greisengrau steh auf, das Antlitz eines Alten verherrliche: fürchte dich vor deinem Gott. ICH bins.

(Lev 19,32; Buber/Rosenzweig)

Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn wie einen Vater, jüngere wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern, in aller Keuschheit.
(1. Timotheus 5,1-2)

Die Ermahnung, Männer wie Brüder und Frauen wie Schwestern zu betrachten, ist ganz allgemein der Ausdruck dafür, dass man als Amtsträger/Priester andere Menschen als angehörige derselben Familie betrachten solle: Das soll verhindern, dass die Intimität, die sich durch enge Gemeinschaften ergibt, in die falsche Richtung läuft.

Mit „in aller Keuschheit“ ist der Adressat gemeint, nicht die jungen Schwestern! Man könnte hier auch einen Punkt machen: „Tue das mit reinem/keuschen Herzen“ – also sündenfrei. Das ist noch einmal verstärkend, da ein sehr persönlicher Kontakt insbesondere mit Frauen zu sexueller Anziehung führen könnte, worauf Timotheus unbedingt achten müsse.

Von Schlangen und Tauben

Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!

Matthäus 10,16

Als ich diese Stelle das erste Mal gelesen habe, wunderte ich mich, dass Jesus hier Schlangen eher positiv darstellt: Als Bild für Klugheit.

Denn wenn wir uns an Genesis 3,1ff. erinnern – die Schlange wird zwar als listiger als alle anderen Tiere erwähnt, aber sie ist schlussendlich auch der Auslöser (wenn auch nicht der Grund, denn der Mensch konnte schon damals selbst entscheiden), wieso Adam und Eva aus dem Paradies fliegen. Diese Geschichte war seinen Zuhörern (die Apostel) mit Sicherheit bekannt.

Vielleicht deshalb hier direkt die „Einschränkung“: Aber schlicht und ehrlich wie die Taube.

Beide Bilder für sich wären jeweils sehr einseitig:

  • Schlange alleine wäre listig (phronimoi) – aber auch hinterhältig und verschlagen.
  • Taube wäre unschuldig (akeraioi)/ehrlich – aber auch trottelig und naiv.

Die Apostel brauchen beides, um die Botschaft zu verbreiten: Klugheit und Ehrlichkeit.

Bild: Vivek Doshi

Ich vergesse, was dahinten ist

13 Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, daß ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, 14 und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Philipper 3,13-14

Paulus sagt über sich selbst, dass er immer noch Christus nacheifert und noch nicht völlig „begriffen“ hat, wie wichtig Christus wirklich ist. Er richtet sich mit Eifer zu Christus aus – und lässt die Dinge hinter sich, die ihn im Jetzt lähmen würden. Die Ausrichtung auf Christus, das Streben in seine Richtung (sein Vorbild), ist nicht möglich, wenn die Vergangenheit Paulus blockieren würde.

Er sagt dies aber nicht, um sich „besser“ zu machen als seine Geschwister. Er sagt es, um klar zu machen, dass er genau so ein Sucher ist, wie sie. Er hält sich nicht für einen vollkommenen Lehrer, wie das andere getan haben.

Kannst du dich auch frei machen von den Dingen, die dich daran hindern, Jesus nachzueifern? Welche Dinge sind das? Ist dir klar, dass du nicht nur anderen vergeben kannst – sondern auch dir selbst? Bring deine Lasten vor Gott, er kann dir helfen, dass deine Ketten der Vergangenheit dich nicht mehr festhalten.

Bild: Ankush Minda

Gottes Segen

3 denn ich schütte Wasser auf Durstendes,
Rieselwellen auf Trocknis:
ich schütte meinen Geist auf deinen Samen,
meinen Segen auf deine Nachfahren,

(Buber, M., & Rosenzweig, F. (1976). Die Schrift; Bible. O.T. German. Die Schrift. (Jes 44,3). Deutsche Bibelgesellschaft.)

Geist und Segen als Gabe Gottes. Die Wortwahl in Jes 44,3a.b macht deutlich, dass es sich hier nicht um eine Überhöhung des Exodusmotivs »Wassergabe beim Durchzug durch die Wüste« handelt (König 380; Fohrer 73), denn nicht Vergangenes wird überhöht, sondern Neues geschaffen (Jes 43,19). Dieses Neue findet seine Gestalt in dem Volk, das JHWH sich aus dem dürstenden Boden der Hoffnungslosigkeit erschafft und das ihm das Gotteslob, das neue Lied singt. So ist zu erwägen, ob die Parallele vom maskulinen צָמֵא »dürstender [Boden]« und femininen יַבָּשָׁה »Trockenland« nicht bewusst gewählt worden ist, um die Geistesgabe für Männer und Frauen anzudeuten (vgl. Joel 3,1f.). Nicht um die gesicherte Trinkwasserversorgung beim Auszug aus Babel geht es hier, sondern um die Gottesgabe von Geist und Segen für all die Menschen aus Jakob/Israel, die nach JHWH dürsten (vgl. Ps 42,3; 63,2).“

(Berges, U. (2008). Jesaja 40–48. (E. Zenger, Hrsg., U. Berges, Übers.) (S. 321). Freiburg; Basel; Wien: Herder)

Vergebung

31 Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. 32 Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

(Eph 4,31-32)

Insbesondere in der aktuellen Zeit sind diese Worte wichtiger denn je: Wie schnell sind wir frustriert darüber, wie andere mit Corona umgehen? Es entwickeln sich im Gespräch teilweise beinahe so etwas wie Feindschaften – entstanden aus Verbitterung und Zorn. Daraus erwächst dann häufig tatsächlich Geschrei und Lästerung („Pranger“).

Paulus macht uns hier noch einmal deutlich, dass diese Handlungsweise der völlig falsche Weg ist. Wir sind dazu aufgerufen, barmherzig und freundlich zu sein – und ein schlimmes Wort, eine Lästerei oder einen Wutausbruch zu vergeben.

„Wir sind am meisten wie Bestien, wenn wir töten. Wir sind typisch menschlich, wenn wir urteilen. Wir sind Gott am ähnlichsten, wenn wir vergeben.“
(William Arthut Ward, Gedanken eines christlichen Optimisten)

„So komme ich wieder“ – Kommentare im Vergleich

Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (Joh 14,3)

Für das „so komme ich wieder“ habe ich mal ein paar Kommentare zu Rate gezogen, sehr interessant/unterhaltsam 😉

Die Weiterführung des Logions zu der Aussage, daß Jesus wiederkommt und die Jünger zu sich holen wird, wäre an sich nicht notwendig; aber dem Evangelisten liegt offenbar an dieser Aussage (vgl. V 28). Die Ausdrucksweise läßt an die Parusie denken, obwohl diese sonst nirgends im NT als ein Wieder kommen Jesu bezeichnet wird, nicht einmal in der Sprache der Redaktion 21, 22f (ἕως ἔρχομαι) – ein gewisses Anzeichen, daß der Spruch nicht aus der Gemeindetradition stammt. Aber man darf das Wort keineswegs wirklich auf die Parusie deuten; das widerspräche der Gegenwartseschatologie [Anm. von mir: Das meint, dass Johannes sich idR in einem geschlossenen Zeitrahmen bewegt, die Lebenszeit der Apostel in diesem Fall] des Evangelisten.

Schnackenburg, R. (1975–1984). Das Johannesevangelium. (J. Gnilka & L. Oberlinner, Hrsg.) (Sonderausgabe, Bd. 3, S. 70). Freiburg im Breisgau: Verlag Herder.

Jesus wird vom Himmel kommen, um die Seinen zu sich zu holen. Damit kann nur die Parusie des Erhöhten gemeint sein, was durch den apokalyptischen Traditionshintergrund (vgl. äth. Hen. 14,15–23; 39,4–8; 41,2; 48,1; 71,5–10.16; slaw. Hen. 61,2; Apokalypse Abrahams 17,16; 29,15) und die neutestamentlichen Parallelen (bes. 1. Thess. 4,16.17) bestätigt wird.

Schnelle, U. (2009). Das Evangelium nach Johannes. (J. Herzer & U. Schnelle, Hrsg.) (4., durchgesehene Auflage, Bd. 4, S. 251). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.

Mit πάλιν ἔρχομαι meint Jesus, und zwar nicht unbestimmt und in’s Geistige überschwebend (de Wette), sondern bestimmt und klar seine Parusie am jüngsten Tage (6, 39 f. 11, 24.), nicht seine Auferstehung (Ebrard), wozu das folgende κ. παραλ. etc. nicht passt.

Meyer, H. A. W. (1869). Kritisch Exegetisches Handbuch über das Evangelium des Johannes (Fünfte, verbesserte und vermehrte Auflage, Bd. 2, S. 506). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht’s Verlag.

In dieser für die Jünger faßlichen Weise verheißt er ihnen v. 3 auch, daß er nach der Bereitung der Stätte wiederkommen und sie zu sich aufnehmen werde. Mit πάλιν ἔρχομαι meint er weder seine Auferstehung** (Ebr.), noch sein Kommen durch die Sendung des Geistes (Lcke., Olsh., Neand., God. u.A.), noch auch seine Parusie am jüngsten Tage (Orig., Lmp., Hofm. Schriftbew. I, 194. II, 2, 603, Lthdt., Mey. u.A.). Gegen die beiden ersten Auffassungen spricht das καὶ παραλήψομαι ὑμᾶς, das man von πάλ. ἔρχομαι nicht trennen darf. Weder die Auferweckung Christi noch die Ausgießung des Geistes über die Apostel wird im N. T. als Aufnahme der Jünger in den Himmel dargestelt. Gegen die dritte Erklärung entscheidet, daß Jesus zu den Aposteln redet, von welchen keiner seine Wiederkunft am jüngsten Tage erlebt hat;

Keil, C. F. (1881). Commentar über das Evangelium des Johannes (S. 454). Leipzig: Dörffling und Franke.

Ist schon großartig, wie einig man sich da ist 😂

Aber interessant ist: Der Herder-Kommentar und Keil begründen die Ablehnung des Bezugs zur Parusie (Wiederkunft Jesu Christ) auf die gleiche Art.

Wer seine Zunge nicht im Zaum hält, dessen Frömmigkeit ist wertlos.

Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein, seine Zunge aber nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos.

(Jakobus 1,26, Schlachter 2000)

Über den Vers denke ich heute Abend schon eine Weile nach bzw. komme immer wieder auf ihn zurück.

Mir gehen zwei verschiedene Sichtweisen nicht aus dem Kopf:

1) Man redet anders, als man eigentlich als frommer Mensch sollte, betrügt also sein Herz bspw. mit falschem Verhalten.

2) Man verleugnet seine Frömmigkeit durch entsprechende Rede.

Der Unterscheid zwischen beidem ist, dass man im ersten Fall immer noch so tun kann, als ob man fromm spricht – man redet aber nicht so, wie der Glaube es einem eigentlich vorgibt/was man eigentlich sprechen sollte.

Im zweiten Fall spricht man absichtlich nicht so, dass andere einen für gläubig halten könnten. Beispielsweise, um nicht angreifbar zu sein.

Hat jemand dazu noch weitere/andere Gedanken?

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