Marius saß auf einem Holzpferd im Karussell und hörte dem Großvater zu, der auf dem Pferd neben ihm saß. Der Großvater hatte Conny, Marius’ kleine Schwester, direkt vor sich. Marius liebte es, auf dem Karussell zu fahren. Es befand sich auf der Strandpromenade des Ferienortes an der See, wo die Großeltern lebten.
»Als ich so alt war wie du«, sagte der Großvater, »hatte ein Karussell gewöhnlich einen glänzenden Messingring, der an einem Band vom Dach herunterhing. Wenn wir mit den Pferden unsere Runden drehten, versuchten wir, diesen Ring vom Band abzureißen.« Er beschrieb, wie die Kinder damals den richtigen Moment abgewartet hatten, um dann im »Vorbeireiten« zu versuchen, den Ring zu erwischen. »Es gab nur wenige Chancen, den Ring zu bekommen, sodass wir danach griffen, wann auch immer sich die Gelegenheit dazu bot, denn derjenige, der es schaffte, bekam einen besonderen Preis!«
»Was war das für ein Preis?«, fragte Conny.
»Oh, nicht etwa so tolles Spielzeug, wie ihr es heute habt«, sagte der Großvater und zwinkerte Conny zu. »Nur ein kleines billiges Schmuckstück, vielleicht auch mal eine Zinntrompete oder eine kleine Holzeisenbahn. Aber damals war das schon etwas Besonderes.«
»Ich wünschte, dieses Karussell hätte auch so einen Ring«, sagte Marius, als die Drehungen langsamer wurden und sie sich darauf vorbereiteten abzusteigen. »Ich würde hochspringen … sooo.« Er stieß sich vom Rücken des Pferdes ab und streckte den Arm in die Luft. »Und ich würde ganz bestimmt den Preis gewinnen.«
»Ich würde mich nicht wundern, wenn du das schaffen würdest«, sagte der Großvater lächelnd.
Als sie das Karussell verließen, erblickte der Großvater eine Frau in einem Rollstuhl. Sie war allein und fuhr auf die steile Rampe zu, die zur Strandpromenade hinaufführte.
»Wartet hier auf mich«, sagte der Großvater.
Marius und Conny sahen zu, wie der Großvater die Frau begrüßte, dann hinter den Rollstuhl trat und sie die Rampe hochschob. Sie dankte ihm, dann kam der Großvater zu Marius und Conny zurück.
»Warum hast du das getan, Opa?«, fragte Conny.
»Ich glaube, ich weiß es!«, sagte Marius. »Es ist wie mit dem Ring, den man ergreifen will, stimmt’s, Opa? Du hast gesehen, dass die Frau Hilfe brauchte, und du wolltest die Chance, ihr zu helfen, nutzen, hab ich recht?«
Der Großvater lächelte erstaunt. »Ich denke schon«, sagte er. »So habe ich das noch nicht gesehen, aber die Bibel sagt, dass wir allen Menschen Gutes tun sollen, wenn wir die Gelegenheit dazu haben. Du bist ein schlauer junger Mann, Marius.«
»Aber, Opa, du bekommst keinen Preis dafür, dass du der Frau geholfen hast, oder?«, fragte Conny.
»Oh doch, einen Preis gibt es schon«, sagte der Großvater lächelnd, »aber was es ist, erfahre ich erst im Himmel!«
(aus Jeden Tag mit Dir beginnen, Josh McDowell & Bob Hostetler, CLV, 2017)