2 In jeder guten Wahl muß, soweit es an uns liegt, das Auge unserer Absicht einfach sein, indem ich nur auf das schaue, wofür ich geschaffen bin, nämlich zum Lobpreis Gottes unseres Herrn und zur Rettung meiner Seele. 3 Und so muß, was immer ich erwählte, derart sein, daß es mir für das Ziel hilft, für das ich geschaffen bin, indem ich nicht das Ziel auf das Mittel hinordne und -ziehe, sondern das Mittel auf das Ziel. 4 So kommt es etwa vor, daß viele zuerst erwählen, sich zu verheiraten, was Mittel ist; und in zweiter Linie, Gott unserem Herrn in der Ehe zu dienen, welcher Dienst für Gott Ziel ist. Ebenso gibt es andere: Sie wollen zuerst Pfründen haben und danach Gott in ihnen dienen. 5 Diese gehen also nicht geradeaus zu Gott, sondern sie wollen, daß Gott geradeaus zu ihren ungeordneten Anhänglichkeiten kommt; und sie machen folglich aus dem Ziel ein Mittel und aus dem Mittel ein Ziel. Sie nehmen also, was sie als erstes hätten nehmen sollen, zuletzt. 6 Denn zuerst müssen wir uns als Gegenstand setzen, Gott dienen zu wollen, was das Ziel ist; und in zweiter Linie, eine Pfründe zu nehmen oder mich zu verheiraten, wenn es angebrachter für mich ist, was das Mittel für das Ziel ist. 7 So darf mich nichts bewegen, diese Mittel zu nehmen oder mich ihrer zu berauben, außer allein der Dienst und Lobpreis für Gott unseren Herrn und das ewige Heil meiner Seele.
Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, 169
