Jesus aus Nazareth – von Krieg zu Frieden, Worthaus 10.1.2

Vielleicht war es der Vater, der ständig unterwegs war und selten mal lobte, vielleicht später die Partnerin, die ständig unzufrieden ist, oder der Chef, der noch nie an eine Beförderung gedacht hat. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu leisten, keine Anerkennung zu finden, kennt fast jeder Mensch. Ähnlich muss es auch Kain gegangen sein, bevor er Abel ermordete. Eugen Drewermann, Theologe und Psychoanalytiker, erklärt, was zu diesem ersten Mord in der Menschheitsgeschichte geführt haben mag. Er weckt Mitleid, nicht für das Opfer Abel, sondern auch für den Mörder Kain. Er erklärt, was Jesu Botschaft all diesen überwältigenden Gefühlen, die zu einem Mord führen können, entgegenzusetzen hat. Eine Botschaft, die heute wohl so aktuell ist wie nie in einer Zeit voller Kriege zwischen Ländern und Menschen, voller Angst und Selbstzweifel, in der sich so viele Menschen benachteiligt und nicht anerkannt fühlen. Wer nach diesem Vortrag nicht mehr Barmherzigkeit empfindet für Mörder, Zuhälter, sonstige Sünder – und sich selbst – klickt einfach noch einmal darauf.

Den Vortrag habe ich in Tübingen vor Ort live gehört – ein sehr kompakter und konzentrierter Vortrag. Es ist unglaublich, was Drewermann insbesondere auch in Hinblick auf sein Alter zu leisten vermag (ich kenne keinen einzigen jüngeren Menschen, der so hoch konzentriert und komplex ausführen kann, ohne sich zu verlaufen).

Besonders beeindruckend war übrigens die Frage- & Antwortzeit danach. Leider ist diese Zeit nicht mehr aufgezeichnet worden. Aber da hat Drewermann noch mal besonders geglänzt.

…aber die Kinder des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden

Bei Mt 8,12 stolperte ich vorhin über diesen Teilsatz und vermisste ein wenig die Liebe, die ich üblicherweise mit Jesus verbinde.

5 Als Jesus aber nach Kapernaum kam, trat ein Hauptmann zu ihm, bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt daheim gelähmt danieder und ist furchtbar geplagt! 7 Und Jesus spricht zu ihm: Ich will kommen und ihn heilen! 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund werden! 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir; und wenn ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s. 10 Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! 11 Ich sage euch aber: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und werden im Reich der Himmel mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen, 12 aber die Kinder des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast! Und sein Knecht wurde in derselben Stunde gesund.

Mt 8,5-12

Der Kontext ist, dass ein Heide (ein römischer Hauptmann) zu Jesus gekommen war, um für seinen Knecht zu bitten, der schwer krank gewesen ist.

Jesus hat angeboten, sich ihm anzuschließen und den Knecht zu besuchen. Das aber hat der Hauptmann abgelehnt – die Komplexität, weshalb er das getan hat, reduziere ich hier mal auf einen Aspekt.

Der Hauptmann hat sich überraschenderweise gegenüber Jesus so verhalten, wie man es von einem tief gläubigen Menschen erwarten würde: Ein Besuch sei nicht nötig, allein, wenn Jesus sagt, es wird alles gut, reicht das völlig aus und der Hauptmann würde das genau so glauben.

Dieses Verhalten hat Jesus schwer beeindruckt: Ein Heide, ein Nicht-Jude, ein (eigentlich…) Nicht-Gläubiger zeigt einen so großen Glauben an ihn als Messias oder Gott in Menschengestalt, das ihm (Jesus) so ein Verhalten in Israel noch nicht untergekommen ist – in Israel wird Jesus als Messias im Großen und Ganzen nicht angenommen.

Und genau dann äußert er diesen Satz – gemeint ist damit, dass die Kinder Gottes (hier: die Israelis, die schon sehr lange eine ganz besondere Beziehung zu Gott hatten), die ihn (Jesus) nicht als Messias anerkennen, diese besondere Beziehung zu Gott verlieren werden!

So im Sinne von „seht ihr – genau wie sogar der Heide es macht, ist es richtig, er erkennt mich – und ihr, als seit Jahrhunderten mit Gott eng verbundenes Volk, erkennt mich nicht…“.

Das ist schon eine sehr klare Ansage! Er hat zwar auch gepredigt, man möge seinen Feind lieben, aber genau so konnte Jesus auch Kante zeigen.

Ach ja, der Knecht wurde übrigens geheilt – allein mit der Aussage Jesus, dass er geheilt sei.

Fides Quaerens Intellectum

„Fides Quaerens Intellectum“ – der Glaube sucht nach Einsicht.

Das war das (bestimmende) Motto von Anselm von Canterbury (1034-1109, Theologe, Erzbischof und Philosoph).

Er hat damit eine bemerkenswert moderne Weltsicht vertreten. Nämlich die Verbindung von Vernunft und Glauben.

Anselm von Canterbury wurde 1494 heiliggesprochen – und gilt seit 1720 als Kirchenvater.

Der Radiosender WDR5 hat 2014 in der Sendung ZeitZeichen einen schönen Beitrag über Anselm von Canterbury gemacht.

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Mein Weg in den letzten über 40 Jahren war, sagen wir mal, vielseitig. Ich habe durchaus verschiedene Standpunkte vertreten und hege keinen Groll oder Schlimmeres gegenüber ehemaligen Standpunkten oder Menschen, die mir auf meinem Weg begegnet sind.

Zu meinen Freunden zähle ich dankenswerterweise Menschen mit sehr verschiedenen, spirituellen und nicht-spirituellen, Weltbildern. Muslime, Christen, Atheisten, buddhistisch angehauchte – und so weiter. Wir kommen miteinander wunderbar aus, weil wir nicht in erster Linie nach Dingen suchen, die uns trennen (auch wenn es sie gibt), sondern vor allen Dingen das betonen, was wir teilen (und davon gibt es sehr viel mehr). Vor allem halt eines: Wir mögen uns als Menschen.

Es wird hier immer wieder kleinere und größere Texte zu aktuellen Gedanken geben. Sieh das vor allem bitte als Anregung, dich einzubringen und mit anderen und mir ins Gespräch zu kommen.

Ich halte nichts von Hass und Hetze – und um Politik geht es hier auch nur maximal am Rande.

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