Bei Mt 8,12 stolperte ich vorhin über diesen Teilsatz und vermisste ein wenig die Liebe, die ich üblicherweise mit Jesus verbinde.
5 Als Jesus aber nach Kapernaum kam, trat ein Hauptmann zu ihm, bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt daheim gelähmt danieder und ist furchtbar geplagt! 7 Und Jesus spricht zu ihm: Ich will kommen und ihn heilen! 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund werden! 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir; und wenn ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s. 10 Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! 11 Ich sage euch aber: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und werden im Reich der Himmel mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen, 12 aber die Kinder des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast! Und sein Knecht wurde in derselben Stunde gesund.
Mt 8,5-12
Der Kontext ist, dass ein Heide (ein römischer Hauptmann) zu Jesus gekommen war, um für seinen Knecht zu bitten, der schwer krank gewesen ist.
Jesus hat angeboten, sich ihm anzuschließen und den Knecht zu besuchen. Das aber hat der Hauptmann abgelehnt – die Komplexität, weshalb er das getan hat, reduziere ich hier mal auf einen Aspekt.
Der Hauptmann hat sich überraschenderweise gegenüber Jesus so verhalten, wie man es von einem tief gläubigen Menschen erwarten würde: Ein Besuch sei nicht nötig, allein, wenn Jesus sagt, es wird alles gut, reicht das völlig aus und der Hauptmann würde das genau so glauben.
Dieses Verhalten hat Jesus schwer beeindruckt: Ein Heide, ein Nicht-Jude, ein (eigentlich…) Nicht-Gläubiger zeigt einen so großen Glauben an ihn als Messias oder Gott in Menschengestalt, das ihm (Jesus) so ein Verhalten in Israel noch nicht untergekommen ist – in Israel wird Jesus als Messias im Großen und Ganzen nicht angenommen.
Und genau dann äußert er diesen Satz – gemeint ist damit, dass die Kinder Gottes (hier: die Israelis, die schon sehr lange eine ganz besondere Beziehung zu Gott hatten), die ihn (Jesus) nicht als Messias anerkennen, diese besondere Beziehung zu Gott verlieren werden!
So im Sinne von „seht ihr – genau wie sogar der Heide es macht, ist es richtig, er erkennt mich – und ihr, als seit Jahrhunderten mit Gott eng verbundenes Volk, erkennt mich nicht…“.
Das ist schon eine sehr klare Ansage! Er hat zwar auch gepredigt, man möge seinen Feind lieben, aber genau so konnte Jesus auch Kante zeigen.
Ach ja, der Knecht wurde übrigens geheilt – allein mit der Aussage Jesus, dass er geheilt sei.